Ein jeder wird sie kennen, die kindliche Kaiserin, Sissy*. Gespielt von Romy Schneider war diese Figur der Strassenfeger der 1950er Jahre. In den Köpfen der meisten Menschen sind diese Filme der erste Gedanke, doch „die Schneider“ konnte mehr. Anfang der 1960er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre drehte Sie viel, intensiv und für mich am prägnatesten. „Der Swimmingpool*“ scheint gleich nach Sissy der bekannteste ihrer Filme zu sein. Aber „Eine einfache Geschichte*“ oder auch „Der Prozess*“ sind intensiv gespielte Rollen die auch heute noch zu berühren vermögen.
Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt – Romy Schneider in Person
Abseits der Kameras war Romy Schneider eine ambivalente Frau. Getrieben vom innigen Wunsch sich von ihrer Mutter abzulösen, auf der steten Suche nach „Glück“ und dabei immer auf dem schmalen Grat zwischen Himmelhochjauchzend und tiefer Traurigkeit.
Mit „3 Tage in Quiberon*“ hat Emily Atef wieder einmal ihr Händchen für sensible Themen bewiesen. Ein Film der Romy Schneider so markant zu zeichnen vermag, sie hätte ihn wahrscheinlich bejubelt. Und doch ist er alles andere als heiter. Marie Bäumer spielt hier genaugenommen eine Doppelrolle, so wie Romy Schneider auch eine gespielt hat. Die öffentliche Schneider, die Charakterdarstellerin die gesehen werden möchte, die private Schneider, die auf der Suche nach dem Glück den richtigen Weg nicht zu sehen vermag.
Es waren drei Tage in denen Hilde (die beste Freundin Schneiders), Robert Lebeck (Fotograf) und Michael Jürgs (Reporter vom Stern) einander näher kamen als ursprünglich gedacht war. Lebeck sagte einmal über Romy Schneider
„Mit ihr passierten eigentlich immer irgendwelche Wunder“
und vielleicht ist genau das auch in Quiberon passiert: ein Wunder, ein kleines.
Romy Schneider war Absolut. In allem was sie tat. Genau das finde ich an ihr interessant. Einerseits hatte sie diese wahnsinnige Stärke immer wieder zu kämpfen, sich durchzusetzen und neues anzufangen. Andererseits war sie getrieben von Traurigkeit und ertränkte diese in Alkohol und Drogen. Sie war in allem was sie tat konsequent: Ganz oder gar nicht. Es gab einfach kein dazwischen.
Drei Tage voller Abgründe
3 Tage in Quiberon zeigt Romy Schneider am Limit: Zum entgiften war sie dort und letztlich hat sie das vielleicht auch getan. Nur eben seelisch. Robert Lebeck war ihr bekannt, Lebo, der sie fotografieren konnte wie kein anderer. Charly Hübner spielt diese Rolle so gut, er schafft es diese Atmosphäre, dieses besondere Band zwischen Schneider und Lebeck zu transportieren. Robert Gwisdek spielt Michael Jürgs, der Stern Reporter, seiner so sicher. Manipulativ beginnt er und erkennt alsbald die Qualität dieser Begegnung. Die Fragen werden privater, er will mehr, will die Sensation herauskitzeln. Und was macht die Schneider? Sie bricht ab und schenkt der kleinen Gesellschaft einen unvergesslichen Abend in einer Hafenkneipe. Diese Szenen zeigen die lebenslustige Romy, die Frau die das Leben geniesst, nur um gleich im Anschluss die traurige Romy zu präsentieren. Die Mutter die Zeit mit ihren Kindern verbringen möchte. Die Frau die geliebt werden möchte. Diese Ambivalenz fängt dieser Film ein, er verpackt sie in melancholische Momente die im Gedächtnis bleiben.
Wer die Aufnahmen dieses Interviews kennt sollte sich den Film anschauen. Marie Bäumer spielt Romy Schneider so einfühlsam und gleichzeitig so echt, in manchen Kameraperspektiven sieht sie genauso aus. Charly Hübner zeigt auch hier seine Wandelbarkeit, das Zusammenspiel aller Charakter trägt diesen Film. Ein schaler Nachgeschmack bleibt: Unter das Interview schrieb Romy Schneider in Paris „Ich werde weiterleben, und richtig gut!“. Leider hat sie das nicht geschafft. Und dennoch sagte sie einmal: „Ich bedauere nichts! Man muss viele Leidenschaften haben in seinem Leben, es ist zu kurz, als dass man so etwas nur einmal erleben sollte.“
3 Tage in Quiberon läuft auf Prime Video, mit dem kostenlosen Testabo* könnt Ihr ihn kostenlos anschauen.
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