Im Laufe meiner Selbstheilung stelle ich immer mehr eine Verschiebung meiner Ansichten fest, das äußert sich auch in der Wahl der Literatur die ich lese. Malnata hat mich überrascht, teilweise fasziniert und auch häufig traurig gestimmt. Ich denke es würde zu weit gehen den Roman als Feministisch einzuordnen, aber thematisiert neben der weiblichen Selbstbestimmung auch die Rolle der Frau in einer Gesellschaft und ist allein deshalb lesenswert.
Malnata – Unsichtbares Brandzeichen
Irgendwo in der Lombardei im Jahre 1935 steigen wir in ein Dorf irgendwo an einem Fluss in die Geschichte ein. Der Einstieg könnte nicht überraschender sein: Unsere Ich-Erzählerin, ein junges Mädchen, sieht sich dem Versuch einer Vergewaltigung ausgesetzt und wehrt sich nach Kräften. Ihr zur Hilfe kommt die Malnata. Das Ende vom Lied: zwei schockierte Mädchen und ein toter Mann. Aber eigentlich ist das eher das Ende der Geschichte.
Unsere Ich-Erzählerin ist Francesca, ein Mädchen „aus gutem Hause“ mit feinen Kleidchen und Eltern die aufgrund des Faschismus ihren sozialen Abstieg verdauen müssen. Der Faschismus bestimmt nicht nur das Leben im Dorf, er prägt die Hierarchie des Landes, zeigt die dunklen Seiten der Dorfgemeinschaft aus und lässt die Wirtschaft nicht gerade erblühen. Gottestreu rennt man jeden Sonntag in die Kirche, dies aber wenigen aus Glaubensgründen. Es geht um das Sehen und Gesehen werden, die Fassade der heilen, sauberen Familie. Francesca ist ein neugierges Kind und fühlt sich magisch angezogen von Maddalena, die Malnata. Im Dorf schon gebrandmarkt bevor die Kindheit enden konnte.
Freundschaft, Weibliche Selbstbestimmung
Francesca stellt alsbald fest dass ihre Faszination für das verstoßene Mädchen in der Neugier auf diese Art des Lebens liegt. Während Maddalena von ihrer Mutter absolut ignoriert wird und im Dorf gemieden wird kann sie machen was sie möchte. Sie ist in einer gewissen Art und Weise frei. Francesca hingegen ist gefangen in den Vorgaben die sie als braves Mädchen erfüllen muss. Und genau aus diesem Gefängnis bricht sie aus. Malnata beschreibt die Entstehung einer Freundschaft zwischen zwei Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Roman zeigt auf wie schwer es sein kann aus den vorgegebenen Mustern auszubrechen und einfach selbstbestimmt zu leben. Vor allem aber in weiblicher Selbstbestimmung. Aus dem Mödchen aus gutem hause wird bald ein Mädchen was kritisch hinterragt, nicht nur sich, sondern auch ihr Umfeld in Frage stellt. Und genau das ist den Eltern ein Dorn im Auge. Denn dieses Verhalten sorgt für Aufsehen und das möchte man in einer faschisschten Gesellachaft ja nun wirklich nicht erregen.
Lesenswert weil es schön geschrieben ist, man kann es flüssig lesen und die Kapitel sind gut eingeteilt. Die Sprache ist häufig auf den Punkt und das macht das Buch auch zu einer Feststellung der Rolle der Frau in einer Gesellschaft die eher männlich geprägt ist. Die Betrachtung der elterlichen lebensentwürfe und deren versuche ein wenig Systemuntreu zu sein ist gut und nah beschrieben. Und nicht zu vergessen: Die Kraft der Freundschaft ist hier das i-Tüpfelchen.
Beatrice Salvioni – Malnata ist erhältlich als *Hardcover, Kindleausgabe und Hörbuch. Wenn ihr das *Audible Probeabo nutzt hört ihr alle Hörbücher für 0,99 € drei Monate lang.
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