Seelenhaus

Das Frauenhaus – Vorurteile und wie es wirklich ist – Teil 2

Im ersten Teil dieses Beitrags habe ich meine persönliche Erfahrung mit Frauenhäusern aufgeschrieben. Hier nun soll den gängigsten Mythen und Vorurteilen auf den Grund gegangen werden.

Das Frauenhaus ist der sicherste Ort wenn du Schutz brauchst

Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Es ist der Ort, an dem DU zur Ruhe kommen kannst und das geschützt. Aber die Welt da draußen hat eine ganz andere Vorstellung von einem Frauenhaus. Einige der verbreitetsten Vorurteile:

Vorurteil 1 – Das Frauenhaus ist für die schlimmen Frauen 

Nein, ist es nicht. Das Frauenhaus ist für Frauen die Opfer sind und flüchten konnten. Nichts anderes. Was sind denn die „schlimmen“ Frauen? Wie definiert man das? Im Frauenhaus trifft man Frauen allen Alters und aller Berufsgruppen, aller Religionen und vieler Nationalitäten. Es ist ein Sammelpunkt für alle die Schutz brauchen vor gewalttätigen Partnern, Freunden oder Verwandten. Schlimm ist nur eines an der Sache: Dass es Menschen gibt die andere Menschen dazu zwingen so einen Ort überhaupt zu brauchen.

Vorurteil 2 – Das Frauenhaus ist dreckig und asozial 

Asozial ist einzig die Tatsache dass es Häuser wie ein Frauenhaus überhaupt geben muss. Dreckig war keines der Häuser in denen ich war. Dort leben häufig viele Frauen und Kinder zusammen, es sieht nicht anders aus als bei jeder anderen Familie zuhause. Es gibt Putzpläne und Aufgaben die jede Bewohnerin erledigt. Ein Zusammenleben wie in einer großen WG. Interessant an diesem Vorurteil ist, dass die Menschen die genau das behaupten nicht den Hauch einer Ahnung haben wie ein Frauenhaus aussieht 🙂

Vorurteil 3 – Im Frauenhaus sind nur Ausländerinnen und der Dreck der Gesellschaft 

Prozentual gesehen ist der Anteil der Ausländerinnen nicht höher als der der Deutschen. In Ballungszentren mag das punktuell anders aussehen. Fakt ist: der Dreck der Gesellschaft sorgt erst dafür dass Frauen dorthin flüchten müssen. Es ist nicht das Problem im Haus, das Problem befindet sich auf freiem Fuß und hat erst dafür gesorgt dass es ein Frauenhaus geben muss. Natürlich ist es einfach zu behaupten die Ausländer wären schuld, aber der deutsche Mann ist leider nicht weniger gewalttätig. Viele über Jahrzehnte, gut getarnt in ihrer bürgerlichen Welt. Adrett gekleidet und nett lächelnd. Und zuhause hinter verschlossenen Türen wird die Frau fertig gemacht. Es gehört Mut dazu ein solchen Hölle zu entfliehen und genau darauf setzen Täter. Das Frauenhaus ist der Ort an dem die Frau Schutz findet, vor eben jenen Tätern.

Vorurteil 4 – Im Frauenhaus wird nur Party gemacht 

Offensichtlich gibt es viele Menschen die nicht einmal wissen was für einen Sinn ein Frauenhaus hat. Es ist ein Schutzort. Würde all das was die Frauen dort erlebt haben sichtbar sein, es wäre ein Horrorfilm. Hinter diesen Mauern ist viel Schmerz, Leid und Trauer. Manchmal auch Wut, wenn die Heilung es zulässt. Jedes Frauenhaus hat Regeln,eine davon ist das strikte Verbot von Alkohol und Drogen. Aus gutem Grund: Viele von den betroffenen Frauen hatten es mit Tätern zu tun die Alkoholiker oder Drogenabhängig waren. Das Konsumieren wäre ein Trigger. Und genau das braucht keine Frauen dort.

Vorurteil 5 – Die ruhen sich da nur aus 

Tja, schön wäre es. Aber das Frauenhaus ist weder ein Hotel, noch eine Wohlfühloase. Keine der Frauen dort ruht sich aus. Die meisten müssen erst einmal wieder klar kommen, mit sich und der Umwelt und dem Erlebten. Viele müssen erst realisieren dass sie sicher sind. Ich hatte gerade nachts dort die besten Gespräche. Wenn das Haus ruhig wird und man eigentlich schlafen sollte, der Kopf aber einfach denkt und denkt und denkt. Im Haus wird verarbeitet, gekämpft und Kraft getankt für alles was danach kommt.

Kampf gegen Windmühlen

Es gibt wahrscheinlich noch 100 und mehr Vorurteile in Bezug auf das Frauenhaus. Aber die meisten sind einfach nur durch Unwissenheit entstanden. Das einzige was hilft ist Aufklärung. Diese Dinge zum Thema machen. Denn es geht uns alle etwas an. Täter und Opfer können Nachbarn sein, die Eltern, deine Freunde und wir selbst. Die Frauenhäuser sind wichtig, denn sie retten Leben und Seelen. Sie sind eine Art Burg für alle die Schutz suchen und brauchen. Es ist freiwillig dorthin zu gehen und zu bleiben. Bis man wieder auf den Füßen ist, es allein schafft. Aber der Weg dahin ist sicher und es ist jemand da der hilft.

Das ist ein Frauenhaus: Ein sicherer Ort wo Du Hilfe bekommst, für Dich und deine Seele.

Wie sind eure Erfahrungen? Welche Vorurteile habt ihr schon gehört?

Solltest du Hilfe brauchen kannst du hier: Nein zu Gewalt und Missbrauch informieren über Frauenhäuser in deiner Nähe.

Warst du selbst in einem Frauenhaus und möchtest darüber berichten? Schreib uns: Kontakt – Anonym, wenn du möchtest.

 

Über die Autorin

Die Stehauffrau bloggt über das Leben nach toxischen Beziehungen, die schönen Dinge des Lebens und den Weg dorthin. Stehauffrau steht für eine Frau die den Weg vom Opfer zur selbstbestimmten Frau gegangen ist.

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