Kunterbuntes

Die Zeit heilt alle Wunden

Die Zeit heilt alle Wunden – ein altes Sprichwort von Voltaire. Er ist umstritten, aber dieser Zeit wird seit Generationen weitergegeben. Und stimmt es nun? Heilt die Zeit alle Wunden?

Die Zeit heilt nichts

Eine Wunde die man ständig wieder aufreißt, heilt nicht. Das ist richtig. Aber es sich einfach zu machen und zu sagen „Die Zeit heilt alle Wunden“ bedeutet im Umkehrschluss dass mit Verdrängen, Totschweigen und einfach weitermachen alles irgendwann heilt. Und das stimmt nicht. Die Wunden auf unseren Seelen, die heilt die Zeit nicht. Sie mag den Anschein erwecken ein Tuch des Vergessens über diese Wunden zu legen, aber sie heilt nicht. Traumatische Erlebnisse sind nicht heilbar, denke ich. Wir lernen lediglich mit ihnen zu leben, wir lernen mit diesen Wunden (oder doch eher Narben) umzugehen. Aber indem wir einfach Zeit ins Land gehen lassen heilt nichts. Es bricht irgendwann wieder auf und dann wird der Schmerz nur stärker. Heilung tritt ein, indem wir uns mit den Auslösern beschäftigen. Die Auseinandersetzung kostet Zeit, sie kann auch mal für uns arbeiten, aber nie einfach so irgendwas regeln.

Aussitzen von seelischen Verletzungen bringt keinen Fortschritt. Denn meistens findet Entwicklung außerhalb unserer Komfortzone statt. Und manchmal tut er zunächst auch weh.

Die Zeit läuft weiter, die Wunden bleiben

Auf dem Weg der Selbstheilung kann genau dieser Heilungsweg mehr schmerzen als das, was die Selbstheilung notwendig gemacht hat. Heilung bedeutet nicht nur die Wunden zu verarzten. Heilung bedeutet auch Selbstentwicklung. Das Überdenken von Einstellungen. Hinterfragen von Glaubenssätzen und manchmal auch das aufreißen alter, bekannter Strukturen. Es bedeutet in tausend Teile zu zerfallen und sich dann mühselig wieder zusammenzusetzen. Dabei müssen es nicht die alten Scherben sein, manchmal ist es sogar besser genau diese auszutauschen. Der akute Schmerz, er lässt irgendwann nach. Und dann ist da Leere. Und die Zeit? Die läuft einfach weiter. So als würde die Zeit nicht interessieren warum wir innehalten. Während sie weiterläuft heilt sie keine Wunden, sie zieht weiter. Zur nächsten Sekunde, zur nächsten Stunde und irgendwann ist ein Jahr rum.

Ich glaube nicht an  den Satz „Die Zeit heilt alle Wunden“. Ich glaube dass die Zeit für Heilung kein Punkt ist. Sie ist da, ja und sicherlich manchmal hilfreich. Aber die Wunden heilt sie nicht. Das tun wir.

 

Über die Autorin

Die Stehauffrau bloggt über das Leben nach toxischen Beziehungen, die schönen Dinge des Lebens und den Weg dorthin. Stehauffrau steht für eine Frau die den Weg vom Opfer zur selbstbestimmten Frau gegangen ist.

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