Kunterbunt

Joko&Klaas – Männerwelten

Männerwelten_Stehauffrau

Warnung: In diesem Beitrag verwende ich eine Sprache die empfindliche Menschen als anstößig empfinden könnten!

Nichts ahnend öffne ich meine Facebook Timeline und sehe sehr oft „Männerwelten“ von Joko&Klaas. Die beiden sind grundsätzlich außerhalb dessen, was ich unter Unterhaltung verstehe, darum wundert mich das vermehrte Auftauchen in meinem Feed. Auf Instagram dasselbe Bild und in mir wächst der Gedanke „Ich glaube ich muss mir das mal angucken“. Umgesetzt wird er nach Erhalt einer Whatsapp von einem Kollegen, der das Video gesehen und mir empfohlen hat. Da ich die Show auf Pro7 nicht gucke, aber schon einige Ausschnitte gesehen habe, war ich beim Lesen des Titels „Männerwelten – Belästigung von Frauen | Joko & Klaas 15 Minuten Live“ auf einiges gefasst. Nur eben dann doch nicht auf das, was im Video gezeigt wird. Ich verlinke es hier, weil ich persönlich überrascht war und das in vielerlei Hinsicht:

Chapeau Männerwelten!

Ich habe mir das ganze Video angeschaut und war vom Intro schon irgendwie beeindruckt. Das, was danach kommt, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Es sind (viel zu kurze!) 15 Minuten gefüllt mit Alltagssexismus, mit Abwertung von Frauen und mit Vergewaltigung. Verpackt in einer Ausstellung, mit sachtem Einstieg und hartem Ausstieg. Dabei ist es weder reißerisch, noch weinerlich. Es ist kühl, sachlich und emotionslos. Es ist richtig.

Exklusiv in „Männerwelten“: Dick-Pics

Über den Sinn und die Intention von unaufgeforderten Dick-Pics gibt es nichts zu streiten. Sie sind sinnlos und vor allem sind sie einfach nur belästigend. Welchen Gedankengang der Mann jeweils hat, weiss nur er selbst. Denn ganz ehrlich: Was verspricht sich ein Mann dabei? Soll uns der Phallus irgendwie animieren ihm zu huldigen? Was sagt ein erigierter Penis der uns unaufgefordert zugeschickt wird aus? Ich persönlich vermute es ist eine Art Machtdemonstration. Allerdings kann ich dazu nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, Ihre Schwellkörper haben ihren Penis zum erigieren gebracht! Denn mehr ist es nicht. Ein unaufgefordertes Dick-Pic ist kein Kompliment, es ist kein schönes Bild, es regt zu keiner Unterhaltung an, es ist nicht erotisch und es sagt mehr über den Absender aus als er denkt (falls er denkt).

Bodyshaming mit einem Hauch Verachtung

Moderatorinnen lesen Kommentare zu ihrer Arbeit aus dem Netz vor. Öffentlich gepostete Kommentare. Über ihre „Titten“, darüber dass sein „Schwanz perfekt in ihren Mund passt“, über das „Klappergestell“ und viel mehr. Manch ein User glaubt in der Anonymität des Internets kann er mal so richtig vom Stapel lassen und seine überaus qualifizierte Meinung kundtun. Das Problem daran: Seine „Meinung“ ist weder qualifiziert, noch eine Meinung. Es ist eine Demütigung, eine Abwertung und eine Beleidigung. Von Menschen gegen Menschen. Während also der – meist männliche – User vor seinem Laptop, seinem Smartphone, Tablet oder was auch immer sitzt, tippt er fleissig seine fundierte Meinung über die Brüste einer Moderatorin in die Kommentarzeile. Manche vermuten sie ließe sich „ficken“ um die Interviews führen zu dürfen und wiederum andere sprechen über die Zerstörung ihrer Vagina, wenn sie „mit ihr fertig“ sind. Sind das die privilegierten Männerwelten?

Was soll uns das sagen? Dass diese Kommentatoren ihr übersteigertes und einzig auf ihrem Penis basierendes Selbstwertgefühl als Grundlage nehmen Äußerungen über den Körper einer Frau zu treffen? Oder ist es genau anders rum? Ist das Selbstwertgefühl derart im Keller dass nur noch ihr Penis sie retten kann? Vielleicht liegt es auch am Selbstbild, vielleicht ist genau das beschränkt auf den Phallus und darin liegt das Problem. Eventuell ist sich der Kommentarschreiber in jenem Moment seiner Überlegenheit so bewusst, dass er die Frau abwerten muss bevor die Erektion seine Schwellkörper verlässt. Vielleicht verschafft ihm die geschriebene Demütigung einen Hauch kurzfristiger Zufriedenheit als Beweis seiner Männlichkeit.

Nein ist ein ganzer Satz

Auch in dieser Ausstellung vertreten: Chatverläufe. Was zunächst harmlos klingt ist erschreckend. Manch einer ist wenigstens am Anfang noch freundlich und kann sogar ein „Hallo“ tippen. Im Anschluss folgt geheucheltes Interesse am Wohlbefinden des Objekts seiner Begierde. Letztlich ist dessen Antwort auch egal, ihn interessiert ohnehin nur ob sie sich „ficken lässt“ oder ob sie „Lust auf einen Quickie“ hat. Sagt die Frau nun deutlich „Nein“ folgen Beschimpfungen. Dann ist sie eine „dreckige Hure“. Ich wage zu bezweifeln, dass die Herren der Schöpfung überhaupt wissen was eine solche „Hure“ eigentlich ist. Für sie sind offensichtlich alle Frauen ohnehin nur minderwertig und gefälligst zu Diensten wenn er es möchte. Was denkt sich denn so ein Mann?

Glaubt der wirklich es ist so einfach: Einmal Hallo, wie geht es Dir und schon geht es in die Kiste? Sind solche Männer tatsächlich davon überzeugt ihr, offensichtlich einzig relevantes, Körperteil wäre DAS Argument schlechthin? Funktionieren die Männerwelten so?

Was hattest Du an?

Der Abschluss dieser 15 Minuten. Und gleichzeitig auch das, was mich sprachlos zurückgelassen hat. Es ist fast so, als würde die Kleidung die eine Frau trägt einen Mann dazu berechtigen sie zu vergewaltigen. Oder eben nicht, kommt ja drauf an was sie anhatte. Und vor allem sollen sich die Frauen „mal nicht so anstellen“, wie der Zuschauer vorher hört. Ich finde die Frage ob der „Schwanz ihres Freundes sie ausfüllt“ oder ob sie den des fragenden Mannes noch braucht absolut Grenzüberschreitend. Es ist abwertend. Es ist ekelhaft.

Was gibt einem Mann das Recht so einen wirklich saudummen Kommentar abzulassen? Warum glauben einige Männer ihr Penis verleihe ihnen Macht? Was geht in solchen Köpfen vor? Ich frage mich das schon länger und besonders seit meinen eigenen Erfahrungen. Ich weiss, der Mann mit dem ich es zu tun hatte, musste sein Selbstwertgefühl pushen und das ging nur durch massive Erniedrigung meiner Person. Er fühlte sich dann besser, überlegen.

Vielleicht liegt es am Männerbild früherer Tage. Eventuell sind es die nach wie vor vorhandenen Erziehungsmuster zwischen Jungen und Mädchen. Vielleicht ist es das Problem der Gleichstellung. Vielleicht liegt am Bild des „schwächeren“ Geschlechts. Ist es tatsächlich so, dass eine Frau im Laufe der Weiterentwicklung  der Gesellschaft einfach nicht gleichrangig sein darf?

Männerwelten – Warum das Video richtig und wichtig ist

Das Video ist richtig, so wie es ist. Und es ist wichtig. Statt langer Erklärungen habe ich heute einfach mal Screenshots von den öffentlichen Kommentaren auf Youtube und Instagram gemacht. Erschreckend wie einige User „argumentieren“. Erschreckend wie viele selbst betroffene Frauen sich gemeldet haben. Zum Kotzen ist das Verhalten einiger Männer, die auch unter so einem Video nicht aufhören an ihre Überlegenheit zu glauben.

Ich glaube Männer, die so etwas tun, die unaufgefordert Dick-Pics verschicken, die eindeutig sexuelle Kommentare abgeben, die Gewalt ausüben um Sex zu bekommen und die trotz allem ihren Penis für unfassbar toll halten, sind einfach nur schwache Menschen. Sie müssen sich auf einen Bruchteil ihres Körpers beschränken, dem einzigen sichtbaren Unterschied der Geschlechter und hierauf bauen. Das ist traurig. Denn einen Menschen macht so viel mehr aus.

Hier die Screenshots der Kommentare von heute Vormittag. Die Namen habe ich gepixelt, aber es sollte kein Problem sein die betreffenden Accounts zu finden. Sie posten öffentlich.

Eine kleine Auswahl der Kommentare die öffentlich unter dem Video zu finden sind. Und da fehlen mir die Worte. Es werden inzwischen viel mehr sein und sie sind aller Wahrscheinlichkeit nicht weniger schlimm, aber es ist doch verwunderlich wie Menschen reagieren wenn ihr Selbstbild in Frage gestellt wird. Ich bin froh keinen Zugang zu diesen exklusiven Männerwelten zu haben. Welten, die so fernab der Realität sind ….

Über die Autorin

Die Stehauffrau bloggt über das Leben nach toxischen Beziehungen, die schönen Dinge des Lebens und den Weg dorthin. Stehauffrau steht für eine Frau die den Weg vom Opfer zur selbstbestimmten Frau gegangen ist.

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