Beklaute Frauen – ein Titel der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Gerade in diesen Zeiten in denen Feminismus (und leider auch das falsche Verständnis für diesen) ein präsentes Thema ist. Leonie Schöler ist Historikerin, Journalistin und Moderatorin. Mit einer Prise Humor, der zugegeben manchmal an Galgenhumor erinnert, hat sie sich die Historie angeschaut und setzt die in den Fokus, die den Stein ins rollen gebracht haben und schnellstmöglichst vergessen wurden: Frauen.
Hilfreiche Frauen – nervige Weibsbilder
Hilfreich waren Frauen historisch betrachtet schon öfter. Sie unterstützten Revolten und waren dabei gern gesehen. Forderten sie ihre Rechte ein änderte sich das Blatt sehr schnell. Das zieht sich durch die Geschichte. Egal ob Politik, Kunst oder Wissenschaft: Allzu gern griff man(n) auf Frauen zurück, nur um sie dann ins Vergessen zu schicken. Ein strukturelles Problem unserer Gesellschaft und offensichtlich auch nichts Neues. Es ist allgemein schlichtweg akzeptiert Frauen gerne zu nutzen – gleich welcher Art – ihnen aber nicht die (verdienten) Lorbeeren zuzugestehen.
Leonie Schöler führt den Leser durch die Geschichte und nutzt dabei einen heiteren Schreibstil, angesichts des ernstens Themas ist das auch passend, denn ohne Humor würde man diese Dinge nicht einfach wegstecken können. Erstaunlich viele Frauen wurden schlicht beklaut und manch einem Mann tut das nichtmal leid. Wie auch? Haben wir doch gelernt dass genau das korrekt ist.
Schonmal gehört?
Dreigroschenoper – hat man schonmal gehört und wer fällt einem als erstes ein? Natürlich Bertolt Brecht. Dabei hat Elisabeth Hauptmann einen großen Teil dazu beigetragen, mehr als Brecht. Und dennoch gilt er als der Schreiber der Dreigroschenoper, witzig, oder?
Rosalind Franklin, schonmal gehört? Nun, sie hat zur Entschlüsselung der DNA geforscht – erfolgreich. Aber ihre Ergebnisse wurden von Watson, Wilkins und Crick geklaut. Die haben dafür auch den Nobelpreis bekommen.
Beklaute Frauen ist nicht nur lesenswert, es ist fundiert recherchiert (ca. 80 Seiten Literaturhinweise) und macht neugierig auf mehr. Es eröffnet einen kritischen Blick auf Entwicklungen, Errungenschaften und historische Ereignisse. Dafür muss man kein Feminist sein, es reicht im Grunde genommen schon ein offener Geist und die Fähigkeit Dinge zu hinterfragen. Denn: Hinter vielen erfolgreichen Männern steht eine Frau die beklaut wurde. Und dafür hätte man sich schämen können, aber das System gibt es her sich mit fremden Federn zu schmücken und dafür nicht belangt zu werden – solange die Federn einer Frau gehören.
Leonie Schöler – Beklaute Frauen. Erhältlich als Hardcover und Kindle Ausgabe, z.B. hierhier*.
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