Lidia Yuknavitch In Wasser geschrieben ist kein klassischer Roman – es ist ein schonungsloses, poetisch zersplittertes Selbstporträt einer Frau, die ihr Leben Stück für Stück aus Trauma, Körperlichkeit und Sprache zusammensetzt. Wer lineare Erzählstrukturen erwartet, wird schnell merken: Diese Autorin interessiert sich mehr für Wahrheit als für Chronologie.

Die autobiografischen Elemente sind kraftvoll und kompromisslos. Yuknavitch schreibt über Gewalt, Missbrauch, Verlust und den weiblichen Körper mit einer Offenheit, die sowohl verstört als auch befreit. Besonders eindrücklich ist, wie sie Wasser als zentrales Motiv nutzt – als Symbol für Wandlung, Erinnerung und Schmerz. Man spürt beim Lesen, dass Wasser für sie nicht nur Element, sondern emotionaler Zustand ist.

Was In Wasser geschrieben literarisch so besonders macht, ist Yuknavitchs Sprache. Sie ist roh, poetisch, manchmal fast körperlich spürbar. Dabei gelingt es ihr, das Fragmentarische zur Stärke zu machen: Ihre Sprünge zwischen Erinnerungen, Assoziationen und Gedankenfragmenten sind nicht wirr, sondern folgen einem inneren Rhythmus, der die Lesenden tief mitnimmt – wenn sie bereit sind, sich auf diese ungewöhnliche Form einzulassen.

Ich finde besonders bemerkenswert, wie Yuknavitch mit den Grenzen des autobiografischen Schreibens spielt. Sie schreibt nicht nur über ihr Leben, sie schreibt es um. Sie macht sich ihre Brüche zu eigen, indem sie sie offenlegt und literarisch formt. Das ist mutig und bewegend – und zeigt, wie stark Literatur sein kann, wenn sie nicht nur erzählt, sondern transformiert.

In Wasser geschrieben ist keine leichte Lektüre, aber eine lohnende. Für Leser*innen, die literarische Experimente schätzen, für Menschen mit Interesse an autobiografischen Stimmen jenseits des Mainstreams – und für alle, die wissen wollen, was Sprache alles tragen kann.

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