Manch eine Beziehung zu einer narzisstischen Persönlichkeit ist fast schon Oscar-reif. Was für Außenstehende und jene, die noch nie das „Vergnügen“ mit einem Narzissten hatten, abstrus anmutet, ist für Betroffene von narzisstischem Missbrauch bittere Realität.
Narzissmus als Lebenselixier
Während man in einer toxischen Beziehung stets darauf bedacht ist alles richtig zu machen (was nie funktionieren wird) und täglich mehrfach den Eggshell-Walk hinlegt, kennen Menschen in „normalen“ Beziehungen diesen psychischen Druck nicht. So hat man stets die Angst im Nacken jetzt wieder nicht „richtig“ zu handeln, das passende zu sagen oder die eigene Präsenz nicht demütig genug zu gestalten. Die Notwendigkeit der Zufuhr für den toxischen Part der Beziehung hört mit der Trennung nicht auf, denn der Narzissmus lebt von eben dieser Zufuhr. In der Beziehung zu einer narzisstischen Persönlichkeit stellt man seine eigenen Bedürfnisse absolut zurück, dieses verinnerlichte Verhalten wieder abzulegen erfordert Kraft, Zeit und allen voran Geduld. Während der toxische Part der Ex-Beziehung zwingend auf die Zufuhr angewiesen ist, können Betroffene ohne eben jene Zufuhr nicht nur besser, sondern auch freier leben. Kurzum: Ein Narzisst kann nicht ohne Zufuhr leben, Betroffene können es sehr gut.
Dein Fokus musst Du selbst sein
Nach der Trennung kommt die Leere. Denn das, was deinen Alltag so ausgefüllt hat, was für Dich an der Tagesordnung war, ist nicht mehr da. Der Druck fällt ab, die Manipulation hingegen wirkt nach. Das erklärt auch warum so viele Trennungen von einer narzisstischen Persönlichkeit in einem zweiten, dritten oder mehr Versuchen endet. Es dauert bis man sich lösen kann, ja: kann. Denn hier handelt es sich nicht um eine Beziehung die man beendet weil man sich auseinander gelebt hat,, jemand anderen kennengelernt hat oder weil schlicht die Lebensansichten nicht mehr passen. Hier handelt es sich um eine vergiftete Verbindung die durch Brainwashing, Manipulation und psychischem Druck bestand. So etwas verlässt man nicht unbeschadet. Daher ist es eine Aufgabe den trainierten Fokus vom Narzissten zu sich selbst zu lenken.
Hilfe zur Selbsthilfe
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Hilfe ist nichts schlimmes. Und manchmal braucht es jemanden der objektiv von außen Hilfe anbieten kann. Es gibt eine große Zahl an Möglichkeiten, von Therapie über Selbsthilfegruppen bis hin zu Coachings. Und machen wir uns nichts vor: Die Warteliste auf einen Therapieplatz ist lang, manchmal vergehen Jahre bis einer gefunden ist. Und bis dahin? Als Vorbereitung auf die Therapie oder als Hilfestellung für den Weg raus aus der toxischen Verbindung hin zu einem selbstbestimmten Leben gibt es zahlreiche Angebote, von allgemeiner Lebenshilfe bis hin zu begleitenden Coachings. Es braucht aber auch hier Zeit das für sich passende zu finden. Und genau diese Zeit solltest du Dir geben. Denn die Nachwirkungen des Narzissmus sind nicht zu unterschätzen.